Predigt zu Ex 14 / Mk 16 (Ostersonntag 21)
Es grünt.
Es blüht.
Es flattert.
Überall aus dem Boden unter uns, um uns sprießt neues Leben. Blumen, von denen wir nichts mehr wussten. Blüten, die wir längst vergessen hatten.
Neue Triebe, an die wir nicht mehr geglaubt haben.
Frisch verwandelte Raupen verändern mit dem Schlag ihrer Schmetterlingsflügel die Welt.
Menschen sind unterwegs.
Auf den Gassen, vor den Häusern, auf allen Straßen des Ortes.
Wie neu erwacht in wunderprächtige Farben hinein.
Dabei schienen doch
Gestern noch
alle Wege verschlossen,
die Nacht zog
den Vorhang zu.
Ende der Vorstellung.
Heute aber stehen die Tore
sperrangelweit offen:
Hereinspaziert,
hier wartet das Leben!
Keiner weiß,
wie es geschah.
Der Stein vor unseren Winterhöhlen ist weggerollt - und das Leben ruft uns zu:
Fürchte dich nicht!
So klingt es zu den Frauen aus dem offenen Grab: Fürchtet euch nicht!
Eigentlich Grund zur Freude - bedingungslos und übermächtig.
Doch die Zweifel sind noch groß - die Botschaft nur zaghaft zu glauben.
Noch herrscht Trauer um die Freude und die Hoffnung, die mit Jesus gestorben sind. Trauer um den Verlust an erfahrener und verheißener Lebensfreude, die mit ihm in ihr Leben kam - und mit ihm wieder daraus verschwunden ist.
Trauer um den Verstorbenen - der noch nicht einmal ordentlich begraben worden war. Nur hineingelegt, notdürftig eingewickelt ins Leichentuch. Weder gewaschen noch gesalbt. Die Umstände hatten das nicht erlaubt.
So sind sie unterwegs.
Die Unsicherheit ist ihr Begleiter.
Der Nachricht der Freude, der Botschaft vom neuen Leben trauen sie nicht - noch nicht.
Wie wir.
Ist das Leben auch echt?
Ist das Licht zurück in die Welt gekommen?
Oder kehren doch bald die Dunkelheit, die Trübsal zurück?
Müssen wir uns wieder verkriechen in den Häusern, den Höhlen unseres Winters?
Oder sind wir wirklich zu neuem Leben berufen, mit einem wunderbaren „Fürchtet euch nicht“ - wie es den Frauen hörten am Ostermorgen - und das Volk Israel am Beginn seines Weges?
Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. 14 Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. 15 Und der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen.
Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, dass die Israeliten hineingehen, mitten durch das Meer auf dem Trockenen.
Hilfe ist nahe, Rettung steht bevor - und doch ist Vertrauen angesagt.
Die Gefahr ist nicht gebannt, ihre Bedrohung bleibt allgegenwärtig.
Die Flut nur mühsam zurückgedrängt.
Doch stehen bleiben - im Zweifel und Angst verharren ist keine Option.
Es bleibt nur, zu vertrauen - und durch die Fluten hindurch zu gehen.
Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie 20 und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster und hier erleuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher. 21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. 22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. 23 Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Reiter, mitten ins Meer.
Fürchtet euch nicht - wie ein Mantra begleitet es die Schritte durch die Flut.
Fürchtet euch nicht - das rettende Ufer ist schon vor Augen.
Die Sehnsucht nach Freiheit treibt die ängstlichen Schritte voran.
Fürchtet euch nicht - so klingt es den Frauen aus dem Grab entgegen.
Sie flüchten. Sie zagen.
Sie zittern vor Entsetzen.
Und haben am Ende ihrem Vertrauen nichts entgegenzusetzen.
Sie haben ihre Furcht und ihr Schweigen überwunden. Denn sie verkündigten all das den Elf und den anderen Jüngern.
Sie haben erzählt: von ihrer Angst, ihrem Entsetzen - und dem leeren Grab. Von Tod und Sterben und Einsamkeit - und von Trost und Auferstehung und neuem Leben.
Sie haben das Unglaubliche geglaubt - obwohl sich an den äußeren Umständen nichts geändert hat. Obwohl ihr Leben noch so war wie vor dem Blick ins leere Grab.
Sie haben das Unfassbare erfasst und weitergegeben.
Und die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.
Sie zittern.
Sie zagen.
Schweigen durchzieht ihr Entsetzen vor der drohenden Flut.
Doch am Ende haben sie ihrem Vertrauen nichts mehr entgegenzusetzen.
Sie besiegen den Zweifel.
Und sie gehen hindurch - bis ans rettende Ufer.
Gestern noch
Schienen doch
Alle unsere Wege verschlossen.
Doch heute sind wir unterwegs.
Auf den Gassen, vor den Häusern, auf allen Straßen des Ortes.
Wie neu erwacht in wunderprächtige Farben hinein.
Frisch verwandelte Raupen verändern mit dem Schlag ihrer Schmetterlingsflügel die Welt.
Neue Triebe, an die wir nicht mehr geglaubt haben, sprießen hervor.
Blumen, von denen wir nichts mehr wussten. Blüten, die wir längst vergessen hatten.
Überall aus dem Boden unter uns, um uns sprießt neues Leben.
Es flattert.
Es blüht.
Es grünt.
Und das Leben ruft uns zu: Fürchtet euch nicht! Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!
Amen.