Zum Sonntag Misericordias Domini – 26. April 2020 dem Seelenhirten begegnen
DER GUTE HIRTE
Psalm 23:
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.
Gesungenes Lied zum Psalm 23 auf Englisch https://www.youtube.com/watch?v=8OlMGnPUAdw
Tagesgebet: Jesus Christus, du bist der gute Hirte. Du führst uns auf deinen Wegen und lässt es uns an nichts mangeln. Gib, dass wir auch in schweren Zeiten auf deine Fürsorge vertrauen. Bewahre uns und unsere Gemeinden in der Gemeinschaft mit dir. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und wirkst von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Fragen:
Was ist wichtiger der Spielplatz oder die Bundesliga, der Gottesdienst oder der Baumarkt? Wird im Sommer die Reise stattfinden?
1.Petrus 2,21b-25 21
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; 22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; 23 der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; 24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 25 Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Ihr Sklaven ordnet euch in aller Furcht euren Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen.“ 1. Petrus 2,18 so beginnt der Abschnitt etwas weiter vorne als Überschrift: Mahnung an die Sklaven. Anders gesagt „Tut was Sie euch sagen, denn um eure Freiheit geht es dabei eh nicht!“ Am Anfang des ersten Petrusbriefes steht auch, wer sie sind und wozu sie gerufen sind – Sklaven die sich unterstellen sollen. Die Worte richten sich an die „kleinen Menschen.“
Und die Frage, die mich durch den Text begleitet ist schon ob wir vielleicht doch noch etwas mit den Christen und kleinen Leuten von damals zu tun haben? Freilich Sklaven sind wir nicht zumindest in einem großen Teil der Welt haben wir diese Begriffe überwunden, wir zählen uns dazu.
Und doch muss ich sagen, dass mir in letzter Zeit immer mehr Worte begegnen die mich zurechtweisen, unterstellen und entmündigen. Mich erinnern und zurückwerfen, wenn ich diesen Text lese. Denn es ist eine außergewöhnliche Welt, die völlig anders ist. Ob es nun die anhaltende Dürre, die die Ernte bedroht. Oder das Virus, dass man nicht sehen kann.
Ich muss sagen ein ziemlich wunderlicher Herr ist das Leben in diesen Tagen um auf den Anfangssatz zu kommen. Es schränkt uns ein, es macht uns unfrei, es blockt uns. Und selbst die wunderlichen, gütigen und freundlichen Menschen mit Macht und Verantwortung bringt es an ihre Grenzen. Resignierend, nun vorpreschend viel sprechend aber wenig wissend. Da gibt es Diskussionen um die Öffnung der Gesellschaft. Ob nun der Baumarkt oder der Gottesdienst öffnet? Was ist systemrelevanter fürs soziale Leben, ein Fußballspiel oder ein Spielplatz? Ob wir zu viel diskutieren (Zitat die Merkel) oder zu wenig (Zitat der Lindner)?
Da werden Große Themen aufgemacht, die sich aber auch ganz klein ins Leben ziehen. Zum Beispiel an den Fragen: Wann Zuneigung zueinander wieder konkreter werden kann als eine Private Nachricht bei WhatsApp. Familien wieder feiern können, Hände schütteln, umarmen und sich langsam wieder öffnen können und in den Urlaub dürfen.
Einiges ist ab nächster Woche wieder erlaubt, viel bleibt verboten und noch viel mehr ist unklar. Immer wieder muss man darüber nachdenken aber ganz klar wird’s nicht. Auf dem Weg zur „neuen Normalität.“ Gestern wurde das wieder mal klarer wie unklar alles ist. Drei Personen vor einer Dönerbude - ein vierter ruft die Polizei, Strafe für den Ladenbesitzer und die drei Freiluftdöneresser.
Da muss ich ehrlich sein, mir fehlt der Durchblick. Die Fragen und Diskussionen und Abwägung darüber ist allein deshalb sowas von notwendig! Für uns alle ist das wie ein Dampfdrucktopf! Kurz vor dem Überdruck kommt der große Zisch. Aber eins müssen wir bei all dem abwägen feststellen: Wissen wir denn alle überhaupt was wir tun wo wir gerade langlaufen? Welcher Herr gerade das sagen hat?
Ich glaube für genau solche Situationen hat der Petrus seiner zerstreuten Gemeinde geschrieben! Dass sie sich klar werden in welchen Spuren sie überhaupt gehen. Um ihnen klar zu machen auch bei wunderlichen Herren wie dem Virus, dem Wetter. Wir Christ*innen haben einen Weg der schon mal beschritten wurde.
Es ist der Weg Jesu: Der, der in seinem Leben aufstand und auf das Acht gab was ihn umgab. Die Menschen! Und selbst wenn sie an Grenzen standen und eigentlich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fielen, dann half er. So geschehen bei der Ausländerin und ihrer Tochter (Mt 15,21)! Der Grund ist folgender: Für Jesus gab es diese Grenzen nie, ihn hat nie die klare Kante zwischen Ergebung und Wiederstand interessiert er hat sie durch sein Leiden einfach durchschritten. Auf diesen Spuren sind wir unterwegs.
Jesus ist ruhig geblieben obgleich jeglicher Anklage. Kein Wirrwarr nur kluge, gerechte Antworten. Bis hin zum Karfreitag, sein Leben war mit einem Mal dahin. Aber die Lebendigkeit, die er in unseren Herzen hat, die ist da bis heute. Deswegen hat Jesus uns gezeigt, wie man es macht, das, was keiner gerne macht und keiner gut kann. Deswegen war er der, "der als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet, der unsere Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz."
Diese Erkenntnis soll uns um Gottes willen nicht lammfromm machen, sie soll uns nicht einknicken lassen. Nein, ich denke sie soll uns Mut machen! Nachzudenken auch unter anderen Herren, was ist wichtiger Spielplatz oder Bundesliga?
Und so denke ich schreibt Petrus uns! Denen, die gerade diskutieren, die vielleicht bald wieder Gottesdienste feiern können oder auf Spielplätzen und Biergärten soziales Miteinander. Er schreibt, von den vorhergesehenen Karfreitagen unseres Lebens aber auch von denen die keiner kommen sieht. Er mahnt uns, dass wir uns nicht verwirren lassen und womöglich das Geld über das Leben stellen.
Die Herren, die gerade wunderlich sind können zwar unser Leben verändern! in den Spuren Jesus gehen aber wir durch die Finsteren Täler. Wann diese Wanderung vorbei sein wird wüsste jeder gern. Im Leben sind nur keine Entfernungsangaben eingeschrieben. Es nützt im Moment auch nichts das Ende herbeizuzwingen. Wir müssen sorgfältig bleiben uns an der Hand nehmen lassen. Diese Täler müssen einfach durchschritten werden. Aber am Ende des Tunnels wird Licht sein.
Und wenn du auch gerade nur so vor deine Füße schauen kannst und auf den nächsten Schritt, auf den nächsten Tag oder die kommende Woche, dann siehst du: Da sind Fußstapfen. Diesen Weg ist schon einmal einer gegangen, Jesus, der Hirte deiner Seele. Der gute Hirte. Er geht mit dir auf den grünen Auen und im finsteren Tal. Er erquickt deine müde Seele. Er deckt dir den Tisch und schenkt dir ein und sagt: Trink nur. Am Ende wird Licht da sein, weil in unseren Herzen die Liebe Gottes wohnt.
"Denn ihr wart wie irrende Schafe, aber ihr seid nun heimgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen." AMEN
Jonas Wittmann
Dietrich Bonhoeffer 1944
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.